Das Amulett des Sarazenen - Leseprobe

I.
TUNIS, Mai 1530

Nicolas de Monterrey stand auf dem Achterdeck der »Aguila«
und starrte teilnahmslos in die dunkle Nacht. Immer noch roch
es auf dem Schiff nach Blut, Schweiß und abgestandenem Urin.
Immer noch mussten Leichen ins Meer geworfen werden. Ein
Heer schwarzer Sicheln durchpflügte das im Mondschein silbern
glitzernde Wasser und folgte ihnen beharrlich.
Soeben hatten sie Gaston über die Reling gekippt. Ihm war
im Kampf eine Hand abgeschlagen worden und dann, bereits im
Delirium, hatte Amin unter seinem Arm einen dunklen Knoten
entdeckt. »Mitunter dringt das Gift überallhin, Marqués. Wie
Ihr wisst, setzt bei dem Knoten der Brand ein. Man müsste ihm
Blutegel ansetzen, die wir nicht haben. Anderenfalls …«
»Na’am.« Er wusste, was andernfalls wäre. Verdammt! Ein
Freiflug zu den Haien wäre noch das Beste für ihn. Der Kerl
hatte seiner Meinung nach ohnehin keine Chance, so oder so.
Aber dann sagte Amin: »Bis wir in Tunis sind und einen Arzt
finden, der die Fäulnis heilen kann, wird sein Arm schwarz wie
Seemannspech sein und so stinken, dass ihn seine eigenen Kumpels
über Bord werfen.«
Eben. Warum nicht gleich? Er schielte zu Gaston. Amin starrte
ihn in einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit an.
»Also amputieren.«
Amin nickte. »So schnell wie möglich.«
Er selbst hatte sein Schwert gezogen und den Armstumpf unterhalb
des Schultergelenks vom Körper getrennt. Gaston aber
war aus seiner Bewusstlosigkeit nicht mehr erwacht …

Und immer noch fanden die Männer Wein und Rum und feierten
ohne Ende.
Die hünenhafte Gestalt des Freundes bemerkte Nicolas erst,
als sie sich aus dem Schatten löste und auf ihn zutrat. »Reizend,
dass einer mich ablösen kommt!«
»Find ich auch.« Erik rülpste. »Schiebst du heute Nacht
Wache, Partner?«
»Nein, aber du.«
»Ho, ho!« In den hellen Augen blitzte der Schalk. »Was lässt
dich hoffen?«
»Oh, es gibt ernsthafte Hinweise!« Ein breites Lächeln zog
Nicolas’ gut geschnittene Lippen auseinander. »Ich steh mir
nämlich schon lange genug die Beine in den Bauch, mon ami.«
»Hm«, nickte Erik, »ein Problem.« Dann brach er in schallendes
Gelächter aus. »Im Prinzip spricht nichts gegen einen
gemütlichen Stuhl an Deck.«
Nicolas warf dem Freund einen unheilschwangeren Blick zu.
»Schön, aber auch mit dem verdammten Stuhl will ich hier
nicht überwintern!«
»Nein?« Erik grinste. »Dann muss ich wohl übernehmen,
schätze ich. Du weißt ja, wo ich den Winter über sein werde!«
Der mächtige Lockenkopf wackelte, und die blauen Augen
rollten. So eindeutig, dass Nicolas launisch brummte: »Auf deiner
Frau vermutlich.«
»Das will ich meinen, Mann!«, rief Erik vergnügt. »Und nun
werd ich einen halbwegs gemütlichen Stuhl suchen.«
Als es sich der Ire auf diese Weise bequem gemacht hatte,
verließ Nicolas kopfschüttelnd das Achterdeck. Die knarrende
schmale Treppe zu seiner Kajüte hinabsteigend, ließ er den
Kampf Revue passieren. Das Gemetzel mit den königlichen Soldaten
war erbittert und langwierig gewesen und der Blutzoll
hoch. Für Moctezumas Gold hatten sie einen hohen Preis bezahlt.
Und dennoch. Niemand da unten bereute es, nicht einmal
die Verwundeten. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Züge
und erinnerte ihn schmerzhaft an die frische Wunde in seinem
Gesicht.

 

 

Nicolas lag auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt,
und betrachtete Ngoomi. Ihre schwarze Haut glänzte
im flackernden Licht mehrerer Öllämpchen. Wenn sie mit dem
Sprechen, das sich bisweilen wie ein Gurren ausnahm, innehielt,
war nur das Zischen der Dochte in ihrem Mandelölbad zu hören.
Er liebte es, die Schwarze beim Liebesspiel zu beobachten.
Welche Körperöffnungen sich bei ihr auch auftaten, sie blitzten
rosa, und selbst die Hand- und Fußsohlen leuchteten hell inmitten
von Ebenholzschwarz. Ngoomi rollte die weißen Augäpfel
und begann, sich leicht in den Hüften zu wiegen. Sie saß aufgepfählt
auf Nicolas’ Lanze, die langen Beine angewinkelt neben
seinem Körper. In den Händen hielt sie eine kleine Trommel,
ein kurzes Stück ausgehöhlten Baumstammes mit darüber
gespannten Häuten, auf die sie in eigentümlichem langsamem
Rhythmus schlug.
Eine Zeit lang tat sie nichts weiter als das, ließ ihre Trommel
sprechen und entführte Nicolas in die Grassteppen Afrikas, die
ihr Volk in uralter Zeit bewohnte. Nach einer Weile begann sie
zu summen und mit ihrem Becken zu kreisen. Der tief gestimmten
Trommel entlockte sie wundersame Klänge, und die Steinchen,
mit denen ihr Rand besetzt war, fügten eine Vielzahl
schnarrender Töne hinzu. Das Erregendste an ihrem Trommeln
war aber der Rhythmus, ein Rhythmus, der Nicolas mehr
als alles andere unter die Haut ging.
Ngoomis Summen wechselte über zu leisem Singen, wobei
sie gleichzeitig das Tempo ihrer kreisenden Bewegungen steigerte.
Immer stärker geriet sein Blut in Wallung.

...

Für die nächsten Wochen mietete er das gesamte
Bordell. Eine entsprechende Summe überzeugte die Herrin
des Hauses, die gegenwärtigen Gäste noch am selben Tag zur
Abreise zu überreden.
Auf Luisinhas schwachen Protest hin, wie er sich ein solches
Vorgehen bei ihren langjährigen oder honorigen Kunden vorstelle,
bemerkte der vermeintliche Araber lediglich süffisant:
»Ich bin mir sicher, dass dir was einfallen wird, chata.«
Zu fortgeschrittener Stunde, nach einem Imbiss und einem
Bad, sprach Nicolas sie darauf an. »Wie ich vom Fenster aus beobachten
konnte, muss dir was sehr Treffendes eingefallen sein.
Die stürzten beinahe fluchtartig aus deiner Liebesburg …«
»Hm«, Luisinha drehte eine dunkle Haarlocke und wippte
aufreizend mit einem Bein. Sie lag auf einen Ellbogen gestützt
unter einem seidenen Laken auf dem Bauch und streckte ihren
Unterschenkel unter dem Tuch hervor. »Unter verlegenem Fächeln
gestand ich jedem einzelnen der Herren, dass bei einem
der Mädchen ernste Anzeichen für die Beulenpest festgestellt
wurden.«
»Verlegenem Fächeln? Wie willst du das angestellt haben?«
Mit einem Schwung rollte Nicolas die Kokotte auf den Rücken
und spreizte ihre Beine. »Warst du je in deinem Leben verlegen?
«
»O Senhor!«, protestierte Luisinha überzeugend. »Auch ich
war mal jung und unschuldig – wenn das auch schon eine Zeit
lang her ist. Ich wurde nicht als Dirne geboren.«
»Nein?« Er beugte den Kopf hinab zu jener Stelle, wo üblicherweise
fein gekräuseltes Haar ein Dreieck bildete. Genüsslich
tauchte er seine Zunge in die Spalte zwischen ihren fleischigen,
glatt rasierten Schamlippen.
»Nein!«, gluckste sie. »Die Männer haben mich dazu gemacht!
« Luisinha stöhnte.
Nicolas hob den Kopf. »So was.« Seine Zunge glitt über das
geschwollene Fleisch. Dann ließ er sie über ihrem empfindlichsten
Punkt tanzen.
»O Gott …!«
»Nicht ganz. Aber wenn du meinst …«
Als er wieder auftauchte, legte sich ein betörendes Lächeln
um seine Mundwinkel. »Ich vergaß, im Alter werden die Huren
heilig.« Allerdings dürfte die so scharf und unersättlich sein wie
ehedem. Er sah in das reife, immer noch anziehende Gesicht.
Die rassige Frau war wirklich nicht mehr jung.
Luisinha spreizte die Beine weiter, ihre Schenkel spannten
sich an und hoben ihm ihr Becken entgegen. Unter halbgeschlossenen
Lidern warf sie ihm glutvolle Blicke zu, während
ihre rosige Zungenspitze aufreizend über ihre Oberlippe züngelte.
Kurz leckte und saugte sie an ihrem Mittelfinger, bevor sie
ihn zwischen die geschwollenen Schamlippen setzte und langsam
ihre Spalte auf und ab fuhr. Dann verharrte ihr Finger am
oberen Punkt in kleinen, rotierenden Bewegungen. Ihre zweite
Hand glitt zu schwarzen Brustwarzen inmitten ausladender
Höfe und begann, abwechselnd mit ihnen zu spielen. Luisinhas
Atem ging schneller.
Eine Weile sah ihr Nicolas, von ihrem Spiel gefangen, zu.
»Komm!«, raunte er kehlig und griff in ihre dichte Mähne. Seine
Beine gegrätscht, hockte er sich über die Brust der Frau, hob
ihren Kopf an und schob ihr seine Lanze in den Mund. Erfahrene
Lippen schlossen sich um den Schaft und begannen zu saugen.
Immer schneller, immer brutaler stieß er zu, drang ihr bis
in die Kehle. Er bäumte sich auf und ergoss sich unter Zuckungen
und Stöhnen. Luisinha wandte sich ab, spuckte die sämige
Flüssigkeit aus und lachte. Bei vielen Kunden war es weitaus
mühsamer …

...

 

 

»Ich sage dir«, polterte er, beschwörend seine mit Fett übergossenen
und auf dem Feuerrost angesengten Hände ringend,
»vor Gott sind alle gleich, egal ob König, Kaiser oder Bettelmann.
Aber nur vor Gott, nicht vor der Kirche und dem Gericht!«

Alles kam so, wie die Alte es vorausgesagt hatte. Gonzalo erschien
ein paar Tage darauf im Verlies und schloss Juana die
Fußschelle auf. Ein Scherge wartete vor der Tür. Gemeinsam
zerrten sie die Gefangene einen von wenigen Fackeln gespenstisch
erleuchteten, gewinkelten Gang entlang, der in einem anderen
Kellertrakt des weitläufig untermauerten Gebäudes endete.
Die großen dunklen Steine des modrig riechenden Ganges
glänzten im flackernden Licht der Fackeln, die lange Schatten
warfen. »Todesgang« wurde er von den Gefangenen genannt
und »Kreuzweg Christi« von den Wärtern. Kein Laut drang
von dort jemals nach oben. Wer unter der Folter starb, hieß es,
dem habe der Teufel den Hals umgedreht.
Am Ende des Ganges gab es nur eine einzige Tür und eine
schmale, in Stein gehauene Spindeltreppe, die nach oben führte.
Der Scherge öffnete die schwere Tür und schloss sie hinter
Gonzalo und der Gefangenen. Der Verlieswärter war jung und
kräftig und hatte einen eisernen Griff. Sich zur Wehr zu setzen
wäre sinnlos gewesen. Juana ließ ihren Blick schweifen. In der
Mitte des von vielen Fackeln gut erhellten Raumes stand ein
nicht allzu hoher massiver Tisch, aber es gab keine Stühle darum
herum. An einer Wand entlang lief eine durchgehende
Bank, und in der Mitte lag ein samtenes Sitzkissen darauf. Sonst
war der Raum nüchtern und leer. Ganz anders jedoch das angrenzende
hohe Kellergewölbe, das durch eine breite bogenförmige
Öffnung mit dem Raum verbunden war. Wenige Stufen
führten in das Gelass hinab, in dem in einem ausladenden Kamin
ein mächtiges Feuer brannte.
Selbst das Feuer, das ich so liebe, dachte Juana, flackert böse
und bedrohlich.

Sämtliche an den dunklen Wänden hängende Instrumente
und Werkzeuge tauchte es in ein infernalisches rotes
Licht. Ein Blick auf die gusseisernen Geräte, und Juanas
Knie wurden weich. Gonzalo fing sie auf. Sie wusste nicht, wie
lange sie von Entsetzen wie gelähmt war, bis nach und nach ihre
Gedanken wieder klar wurden. Da tauchte aus der Tiefe des Gewölbes
eine Gestalt auf, und einen Augenblick später stand der
Scharfrichter in der bogenförmigen Öffnung und grinste sie an.
Oh, dada!, flehte Juana, Oh, meine Brüder! Der halb nackte,
über und über behaarte Mann versetzte sie endgültig in Panik.
Warum kommt denn keiner? Heilige Göttin, sie werden nicht
kommen, niemand wird kommen … Und dieses Tier da weidet
sich an meinem Entsetzen, an meiner Angst, an meinem Grauen!
Oh, dada, ich sterbe vor Angst! Manchmal, kam ihr plötzlich
in den Sinn, wenn die Angst zu überwältigend war, erschraken
sich manche Tiere zu Tode …
Genüsslich und in Vorfreude auf das Kommende fuhr sich
der Mann mit der Zunge über die Lippen und fasste sich zwischen
die muskulösen Beine. Gonzalo, der sie immer noch mit
eisernem Griff festhielt, schmatzte und sabberte, und ekliger
Speichel rann aus seinem Mund auf ihr Haar.
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Fray Jerónimo
Perdomo betrat den Raum, gefolgt von einem Kirchenmann in
weißschwarzer Robe. Juana atmete auf, der Dicke sah harmlos
aus. Da sie nie die Messe besucht hatte, kannte sie den Mann
nicht, den man mit großem Respekt behandelte. Er nahm umgehend
auf dem Samtkissen Platz und bedeutete mit einer knappen
Geste, anzufangen.
Juana stutzte. Der ist nicht zum ersten Mal hier unten, schoss
es ihr durch den Kopf. Sie sollte nie erfahren, dass es sich bei
dem korpulenten Geistlichen um Don Benito de los Montes,
den ehrwürdigen Bischof von Granada, handelte.
Kaum waren Juana vom Scharfrichter die Handfesseln abgenommen,
forderte man sie auf, sich zu entkleiden. Ungeachtet
ihrer Angst entging ihr keineswegs, mit welch lüsternen Blicken
die vier sie anstarrten, allen voran der ehrenwerte Kirchenmann.

Als sie nicht sofort Anstalten machte, der Aufforderung nachzukommen,
riss der Scharfrichter sie an den Haaren, bis es
schmerzte. Dabei hielt er ihren Haarschopf im Nacken gepackt
und zog unaufhörlich höher, bis sie mit zitternden Fingern zunächst
das Band ihrer Bluse öffnete. Der Scharfrichter ließ ihre
Haare los, und Juana hielt in ihren Bewegungen inne. Sie war
wie gelähmt. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können,
dachte sie nur noch an die Worte der Alten. Dennoch bemerkte
sie, wie der Geistliche ungeduldig wurde und dem Mönch etwas
zuflüsterte.
Fray Jerónimo näherte sich der Frau. Mit belegter Stimme, in
der ganz offenkundig höchste Erregung mitschwang, beschwor
er sie: »Juana, einen kleinen Beweis für deine Reue und deinen
Wunsch, mit der Justiz zusammenzuarbeiten!«
»Justiz, ha! Wo ist hier eine Justiz, ein Richter?«, platzte es
aus ihr heraus. Sie achtete nicht auf die Wahl ihrer Worte. »Ich
sehe nur vier geile Böcke, die sich an meinem Körper weiden
und es nicht erwarten können, über mich herzufallen!«
Weder den Bischof noch den Inquisitor kümmerte ihre
Schimpftirade. Im Gegenteil. Der Mönch kratzte sich genüsslich,
und der Geistliche leckte sich andauernd mit der Zunge
über die Lippen. Dabei starrte er auf ihre festen Brüste, die auf
und ab hüpften, während sie sich dem Griff des Scharfrichters
zu entziehen versuchte. Er liebte diese Art Vorspiel, darum
winkte er ab, als Fray Jerónimo anbot, die Furie zu »besänftigen
«. In ihrer von der Angst entfesselten Wildheit glich sie einer,
wie er fand, betörend teuflischen Rachegöttin. War das
nicht ein Grund mehr, sie zu bestrafen? Schließlich musste alles
Teuflische ausgetrieben werden.
»Seht nur, meine frommen Brüder«, das runde Gesicht des
Bischofs strahlte, »nur Satan, mit dem sie sich vermählt hat, verleiht
ihr diese Kräfte!«
Gonzalo rieb sich die feuchten Hände und verschlang die Zigeunerin
mit lüsternen Blicken. Als sie zu einer neuerlichen Tirade ansetzte,
legte ihr der Scharfrichter, beide Arme auf dem
Rücken festklemmend, seine schwielige Hand auf den Mund.

Nicht fest genug, denn blitzschnell biss sie ihm in die Handfläche.
»Beschissene Christenschweine!«
Der Mann fluchte und bog ihre Arme so streng nach hinten,
dass sie auszukegeln drohten. Dennoch trat Juana blindwütig
nach Gonzalo, der nun ihren Rock nach unten zog.
Dem Bischof gefiel das Spektakel, obwohl er es vorzog, wenn
die Frauen sich selbst entkleideten. Anerkennend nickte er dem
Mönch zu, die Stielaugen nicht von der Gefangenen wendend.
Auch Fray Jerónimo war inzwischen derart erregt, dass ihm
Schweißperlen auf der Stirn standen. Er kratzte sich unentwegt.
Gonzalo wiederum rann der Speichel nur so aus den Mundwinkeln.
Während er Juanas nackte Haut betastete, vergaß er sogar,
sich zu bekreuzigen. Nur der Scharfrichter nahm ungerührt die
schwielige Hand von ihrem Mund und fasste grob nach einer
Brust. Ihr nackter Körper zuckte und bebte immer noch unter
ihrem Widerstand.
»Hurensöhne!« Sie spie die Worte regelrecht aus. »Scheinheilige
Huren…!« Wieder fühlte sie die harte Hand, nur diesmal
fester.
Ein verräterisches Zucken um Ehrwürdens rechten Mundwinkel
verriet sein Missfallen und veranlasste den Scharfrichter,
Gonzalo nach dem Knebel zu schicken. Der Henker war der
Abgebrühteste in der Runde und dennoch … das feste Fleisch,
die glatte Haut, das war vom Feinsten. Nun, er würde auf seine
Kosten kommen, wie immer.
Der Henker und sein Knecht hoben die immer noch protestierende
Frau flach auf den Tisch und banden ihre Handgelenke in
dafür vorgesehene Schlaufen. Während der eine ihre Füße festhielt,
schraubte der andere Beinstützen an die Platte, auf denen
die Beine straff festgebunden wurden: abgewinkelt und so weit
gespreizt, wie es ihre Hüften erlaubten. Schließlich konnte Juana
nur noch den Kopf frei bewegen. Ungeschützt und nackt war
ihr intimster Körperteil allen Blicken preisgegeben. Aber noch
schlimmer als die Scham war ihre Angst.

Wie gelähmt starrte sie zur Decke.
Wieder und wieder fragte sie sich: Was kommt danach?
Dann wurde ein Keil aus der Tischplatte entfernt, der sich
genau zwischen ihren Beinen befand. Der Spalt in der Platte
setzte sich auch unter ihrem Gesäß fort, sodass sie nur bis zum
Kreuzbein auf dem Tisch auflag. Alles fein säuberlich durchdacht,
bemerkte sie trotz ihrer Angst. Wie viele mochten hier
schon geschändet worden sein?
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den unterdessen aufgestandenen
Geistlichen, wie er sich nervös die Hände rieb. Bedächtig
näherte er sich dem Tisch. Diese Hilflosigkeit machte
sie noch verrückt! Wieder dachte sie an die Worte der Alten. Als
sie den starren, auf ihre Scham gehefteten Blick des alten Fettsacks
sah, mit dem er sie förmlich durchbohrte, schwitzte sie
Blut und Wasser. Bitte, flehte sie, lass es bald vorüber sein!
Don Benito schenkte der wild an den Fesseln zerrenden Frau
keinerlei Beachtung. Er starrte so gebannt zwischen ihre Beine,
dass man hätte meinen müssen, er sehe zum ersten Mal eine
nackte Frau. Auch Fray Jerónimo, der bescheiden hinter Ehrwürden
stand, schien ihre Weiblichkeit mit den Augen zu verschlingen.
Da schnippten jäh die über und über mit Ringen geschmückten
Finger. Der Scharfrichter entfernte sich und kehrte
mit einer kleinen, äußerst scharf geschliffenen Klinge zurück,
die er dem Würdenträger reichte.
Juanas Herz raste, Schauer kalten Schweißes jagten über ihren
Rücken. Wie eine würgende Schlinge legte sich die Angst
um ihre Kehle, drohte sie zu ersticken. Mit seinen gichtigen, von
den schweren Ringen gespreizten Fingern nahm er ungeschickt
die Klinge auf und setzte sie am Haaransatz auf die Haut. Obwohl
er umständlich ans Werk ging, schien er Übung darin zu
haben. Juana schloss die Augen und wartete auf den Schmerz. In
ihrer Angst und Panik, zitternd und bebend nahm sie nicht wahr,
was der Bischof tat. Erst als sie ihn sagen hörte: »Wasch die Haare
ab«, bemerkte sie, dass das Rupfen und Zupfen an den Schamhaaren
aufgehört hatte. Gleich darauf spürte sie kaltes Wasser.